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Die Game Boy Story

1989 hat der kommerzielle Siegeszug der ersten Gaming Handhelds begonnen. Ganz vorne war Nintendos Game Boy. Damit hat eine Generation mobilen Spielespaß verknüpft.

Ein Game Boy in Farbe und bunt - der Game Boy Color

Knapp 6 Monate nachdem Nintendo den originalen Game Boy noch einmal rein für den japanischen Markt überarbeitet hat und mit dem Game Boy „Light“ auf den Markt bringt, kommt der eigentliche Nachfolger: Der Game Boy Color betritt die weltweite Bühne am 21. Oktober 1998 mit dem Japan Release. Knapp ein Monat später folgen die Regionen Nordamerika (18.11.1998), Europa (23.11.1998) und Australien zuletzt (27.11.1998). Die Entwicklungen für den Game Boy Color gehen zurück ins Jahr 1996, als Spiele Entwickler nach einer leistungsstärkeren Konsole für den mobilen Markt angefragt haben. Einer Konsole die mehr „State of the Art“ wäre, als es die Hardware aus dem Jahre 1989 rund 9 Jahre später gewesen ist. Denn der Game Boy ist in dieser Zeit bisher von Nintendo nur behutsam überarbeitet worden: Verbesserungen im Bereich des Displays, der Knöpfe und den Abmessungen. Aber CPU und Grafikfähigkeiten sind nicht angegriffen worden.
Aber nun hat Nintendo die Spielergemeinde endlich erhört, die nach einer Konsole mit deutlich verbesserten, grafischen Fähigkeiten verlangt hat. Und dazu hat natürlich in erster Linie die Möglichkeit nach einer Farbdarstellung gehört. Die Welt des Game Boys musste endlich bunt werden und hier mit den stationären Konsolen endlich gleichziehen. Aber Nintendo ist noch nicht bereit gewesen, sich von zwei ihrer Kriterien zu verabschieden: Abwärtskompatibilität und einer längeren Batterielaufzeit. Und so ist eine relativ eigenständige Konsole entstanden. Denn der Game Boy Color hat Spiele der ursprünglichen Game Boy Serie abspielen können (sogar mit einer Anpassung der Farbpalette der ursprünglichen Graustufen)! Und man hat auf eine Hintergrund Beleuchtung verzichtet. LED Beleuchtung ist zu dieser Zeit technisch noch nicht umzusetzen gewesen und die typischen CF Beleuchtungen für TFT Displays sind zu stromhungrig für den Einsatz in mobilen Spielekonsolen gewesen (siehe Atari Lynx und Sega’s Game Gear).
Dadurch haben sich für den Game Boy Color zwei große Startvorteile ergeben: Er hat mit einer schier riesigen Spiele Auswahl punkten können – denn er hat ja auf die komplette Spiele Bibliothek der bisherigen Game Boy Serie zurückgreifen können. Und gleichzeitig hat er sich aber nicht der Möglichkeit verschlossen, neue Spiele mit grafisch erweiterten Fähigkeiten zu präsentieren. Jedoch ist er auch in der Lage rund 10 Stunden mit einer Ladung Batterien durchzuhalten – deutlich mehr als die farbigen Konkurrenten zu seiner Zeit. Zwar ist der Lynx bereits 1995 wiedereingestellt worden, jedoch konnte er mit 4-5 Stunden (allerdings mit 3 Mal so vielen Batterien) gerade einmal die Hälfte entgegenhalten. Und mit einem solchen Satz von Batterien würde man mit dem Game Boy Color rund 30 Stunden Spielespaß genießen. Der Game Gear von Sega hat ein ähnliches Verhältnis aufgewiesen (zwischen 3 bis 5 Stunden bei ebenfalls 6 Batterien).

1998: Beinahe ein Jahrzehnt später wird der Game Boy bunt

CPU: Z80 Klon ( Sharp LR35902 core @ 4.19 MHz / 8,89 MHz )
RAM: 32 KB ( kann mit einer Gaming Cartridge auf maximal 128 KB - 16 x 8 KB - erweitert werden / auch Batterie gestützt um Savegames zu speichern)
Farben: 15-Bit Palette / gleichzeitig darstellbar: 10, 32 oder 56 Farben
Auflösung: 160 × 144 / 0,023 MP ( 10:9 )
Video RAM: 16 KB
Audio: Mono Speaker und Stereo Kopfhörer ( 2 Pulse Wellengeneratoren; 1 PCM 4-bit WAVE Sample; 1 Audio Input der Cartridge )
Abmessungen: 133,5 x 78 x 27,4 mm (H x B x D)
   
Medium: Game Boy Game Pak (meist grau) mit maximal 1 MB
   
Verkaufte Einheiten: 118 Millionen Stück (inkl. Game Boy Color)

Die Spiele Plattform bedient sich daher der gleichen CPU. Allerdings in dieser Iteration mit der Möglichkeit zwischen 4,194304 MHz oder 8,388608 MHz zu wechseln. Wobei hier die 4,19 MHz bzw. eigentlich effektiv 1,0485 MHz, der CPU Takt des originalen Game Boys darstellen. Es handelt sich wieder um einen von Sharp hergestellten LR35902 Kern. Jedoch stehen ihm hier bereits 32 KB RAM zur Seite und noch einmal 16 KB als VRAM extra. Die erweiterte Plattform ermöglicht es ihm aus einer 15-Bit Palette (32.768 Farben) jeweils entweder 10, 32 oder 56 gleichzeitig auszuwählen und darzustellen. Um die Kompatibilität zur ursprünglichen Game Boy Plattform nicht zu gefährden, hat man weder die Auflösung erhöht, noch das Seitenverhältnis verändert. So sorgen immer noch 23.040 Pixel im Verhältnis 10:9 für den Spielespaß. Das Display selbst 2,3“ in der Diagonale und ist damit ein kleines Stück größer, als das des originalen Game Boys (1,9“).
Bei den akustischen Fertigkeiten hat sich hingegen wenig geändert: 2 Kanäle der Pulse Wellengeneratoren und einem klassischen Wave Channel Soundchip – ergänzt mit einem Kanal des Rausgenerators. Die Ausgabe erfolgt weiterhin mittels einem Mono Lautsprecher oder dem Kopfhörer Anschluss. Über die Kopfhörer allerdings dann wieder in Stereo, wie beim Original.
Nun hat sich allerdings etwas bei den ROM Cartridges selbst getan: Zwar kann der Game Boy Color auch vollständig die Spiele des ursprünglichen Game Boys abspielen – hier kann man die 4 Graustufen in eine angepasste Palette aus 10 Farben darstellen. Aber es gibt nun transparente Cartridges. Diese Spiele haben nicht nur von des Colors erweiterter Farbpracht vollständig profitiert, sondern sie haben auch den größeren Speicher und den schnelleren CPU Mode genutzt. Weshalb sie auch Game Boy Color „exklusiv“ gewesen sind. Es hat in diesem Zusammenhang bedeutet, dass diese Spiele nur auf dem Color Modell gespielt werden haben können (und später vom Nachfolger des Game Boy Color, des Game Boy Advance).

Ein – technisches - Kommentar

Wohl das größte Manko aus heutiger Sicht ist das Display. Zwar ist es bereits ein TFT Display mit 2,3“ Bilddiagonale (im Verhältnis 10:9) gewesen. Aber zum einen die geringe Auflösung (für heutige – 2024 - Verhältnisse, da wir durch die enormen Fortschritte in der Fertigungstechnik von LC-Displays wesentlich größere Auflösungen gewohnt sind). Doch zum Zeitpunkt seines Erscheinens ist es eine angemessene Auflösung gewesen. Die Anzeige ist sicherlich ein Kompromiss vor allen aus der Anforderung des geringen Stromverbrauchs heraus und natürlich der Abwärtskompatibilität mit der Game Boy Linie (erst der technische Nachfolger hat eine deutlich erhöhte Auflösung geboten). Damals ist ein Farbdisplay einer der hauptsächlichen Probleme gewesen, wenn man den Stromverbrauch einer mobilen Konsole in den Griff bekommen hat wollen. Hierzu sieht man in der direkten Linie die mehr oder weniger gescheiterten Konkurrenten Atari Lynx und Segas Game Gear. Ebenfalls hat man aus Gründen des Stromverbrauchs die Hintergrund Beleuchtung eingespart, so dass der Vorteil des kurz vorher neu erschienen Game Boy „Light“ wieder vergessen geschienen hat. Jedoch ist man bei Nintendo hier der Meinung gewesen, dass die Zielgruppe in Nordamerika und Europa dringlicher die Farbdarstellung erwartet hat, als die Fähigkeit bei schlechteren Lichtbedingungen spielen zu können. Zumal man, aus Sicht Nintendos, dieses Manko durch entsprechendes Zubehör ausbessern hat können. Die Sound Ausgabe ist mehr oder weniger auf Niveau des Game Boy „DMG“ gewesen. Allerdings muss man hier anmerken, dass diese wenig Anlass zur Kritik geboten hat. Hochqualitative Soundsamples, wie man sie heute aus diversen Spielen kennt, sind damals schon alleine aus Gründen der Speicherkapazität kein Thema gewesen. Ebenso Funktionen wie eine Video Ausgabe. Im Vergleich (1998), hat man gerade einmal auf hochpreisigen PCs, mit teilweise mit erheblichem Aufwand (durch zusätzliche Decoder Karten), MPEG-2 Dekodierung erreicht. Optische Medien im mobilen Spiele Segment sind noch einige Jahre kein Thema gewesen. Außerdem hat der Color zwar über eine 15-Bit Palette zur Auswahl verfügt, allerdings sind ja „nur“ 56 Farben maximal möglich gewesen. Der Screen hat für heutige Maßstäbe ein sehr enges Blickfeld und einen relativ armen Kontrast geboten.
Wie schon zuvor bei den Vorgängern, ist der Erfolg des Color weniger durch seinen technischen Fortschritt begründet gewesen, sondern durch die enorme Spieleauswahl mit sehr qualitativ hochwertigen Titeln. Denn schließlich hat man jedes Game Boy Spiel aus seiner Bibliothek der vorigen Modelle problemlos spielen können (durch eine Emulation einer – auswählbaren – Farbpalette von 4, 7 oder 10 Farben).
Doch wenn man ein Spiel, welches eben exklusiv für den Game Boy Color entwickelt worden ist, erworben hat, hat sich erst der volle Nutzen des Upgrades gezeigt: komplexere Spiele durch die Nutzung des flotteren CPU Modis, sowie mehr Speicher und der vollen 56 Farben Pracht. Diese Spiele sind vor allem durch ihre transparenten Module aufgefallen (Modul Klasse „C“). Damit ist der Game Boy Color sicher nicht so schlecht gewesen, wie teilweise sein Ruf, aber er ist mit Sicherheit ein Kompromiss gewesen. Denn das eigentliche Nachfolger Projekt hat sich noch in weiter Ferne erwiesen.

Übersicht der Modulkompatiblität des Game Boy Color

Somit hat der Game Boy Color als erster Game Boy seit begründen der Serie Zugriff auf einen deutlich erweiterten Spieleumfang, der den Vorgängern vorbehalten geblieben ist. Zwar sind alle Spiele (Class A Cartridges) des originalen Game Boys auf dem Color Modell spielbar, aber nur die sogenannten „Class B“ Cartridges, also die schwarzen Game Boy Game Paks, sind abwärts kompatibel mit den älteren Modellen DMG, Pocket und Light. So sind die Class A und Class B Module (grau und schwarz) auch die einzigen, welche (mit Ausnahme des viel später erschienen Game Boy Micro) auf allen Game Boy Modellen verwendbar sind. Darüber hinaus gibt es dann noch die sogenannten „Class C“ Cartridges, welche immer transparent gehalten sind (auch wenn einige Pokèmon Editionen die Transparenz entsprechend farblich gestaltet haben). Letztere Klasse an Cartridges sind Spielen vorbehalten, welche den flotteren CPU Modus und erweiterten Speicher des Game Boy Color genutzt haben. Zusätzlich, zu den entsprechenden Grafikfähigkeiten. Diese sind, außer dem Game Boy Color natürlich, nur zum Game Boy Advance kompatibel. So hat es Nintendo geschafft, seine Spiele Bibliothek über 16 Jahre und 6 Game Boy Modelle kompatibel zu halten. Denn erst mit dem Game Boy micro, welcher am 13.09.2005 erschienen ist, sind die klassischen Module A-C nicht mehr verwendbar gewesen. Allerdings muss man dieser Stelle erwähnen, dass bereits am 21.11.2004 mit dem Nintendo DS ein Handheld erschienen ist, welcher ebenfalls nur mehr eine Abwärtskompatibilität mit den Game Boy Advance Modulen gehabt hat.

  Game Boy DMG Game Boy Pocket
Game Boy Light
Game Boy Color
Game Boy Advance
Class A (grau)
Kompatibel Kompatibel Kompatibel Kompatibel Kompatibel
Class B (schwarz)
Kompatibel Kompatibel Kompatibel Kompatibel Kompatibel
Class C (transparent)
Nicht Kompatibel
Nicht Kompatibel
Nicht Kompatibel
Kompatibel Kompatibel
Class D (Advance Modul)
Nicht Kompatibel Nicht Kompatibel Nicht Kompatibel Nicht Kompatibel Kompatibel

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