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Die Game Boy Story

1989 hat der kommerzielle Siegeszug der ersten Gaming Handhelds begonnen. Ganz vorne war Nintendos Game Boy. Damit hat eine Generation mobilen Spielespaß verknüpft.

Der Game Boy Advance – geradezu ein Sprung, in jeder Hinsicht

Bereits am ersten September 1999, also rund ein Jahr nach Release des Game Boy Color, hat Nintendo die Gerüchte bestätigt, die seit 1996 und dem Projekt Atlantis kursierten: sie würden an einem Game Boy Color Nachfolger arbeiten, der einen deutlichen Sprung in die technische Gegenwart führen würde. Eine moderne 32-Bit CPU, deutlich mehr RAM und modernere Game Paks. Diese haben Spiele mit bis zu 32 MB aufnehmen können (eigener 25-Bit Modus). Außerdem hat Nintendo dem Advance mit 240 x 160 Bildpunkten auch eine deutlich höhere Auflösung spendiert! (0,0384 MP vs. 0,023 MP) Ein sattes Plus von immerhin +66,67 %. Seine direkten Konkurrenten sind bei Release die Nokia N-Gage und von Bandai die WonderSwan Serie gewesen. Viele Spieleserien aus dem Nintendo Universum haben auf dem Advance erneutes Leben bzw. entsprechend würdige Fortsetzungen erhalten. Darüber hinaus hat man mit dem typischen Kleid des Game Boys gebrochen: der Advance ist im Portrait Modus erschienen und ist so erst einmal nicht sofort als Game Boy zuzuordnen gewesen. So ist die alte Konsolenreihe fit für die nächsten Jahre gemacht worden. Und das durchaus erfolgreich. Nicht nur aus Sicht des dominanten Konsolengiganten. Denn der Game Boy Advance ist durchaus ein sehr veritabler Erfolg auch bei Gamern gewesen. Und das nicht zuletzt wegen sehr erfolgreichen Spieleklassikern, wie Metroid Fusion oder The Legend of Zelda: The Minish Cap. Natürlich ist auch Castlevania wieder vertreten gewesen: mit Castlevania: Aria of Sorrow.

2001 - Der Game Boy springt ein letztes Mal: Game Boy Advance

CPU: ARM7TDMI 32-Bit @ 16,8 MHz / Coprozessor Sharp SM83 mit 8,388 oder 4,194 MHz (Z80 & 8080 basierend)
RAM: 32 KB (internal zur CPU) und 256 KB DRAM (extern zur CPU)
Farben: 512 Farben aus 5-Bit pro RGB Kanal (15-Bit High Color Palette)
Auflösung: 240 x 160 / 0,0384 MP @ 60 Hz
Video RAM: 96 KB
Audio: Dual 8-Bit DAC für Stereo Sound; samt allen Legacy Kanälen des Game Boys. Software Mixer in der CPU
Abmessungen: 82 x 145 x 24 mm (H x B x D)
   
Medium: Game Boy Advance Game Pak mit maximal 32 MB / Game Boy Game Pak mit maximal 1 MB
   
Verkaufte Einheiten: 81,51 Millionen Stück

Der Game Boy Color hat bereits recht deutlich gezeigt, dass die Plattform sich eigentlich seinem Ende zuneigen würde. Zwar ist er noch ein kräftiges Lebenszeichen gewesen, jedoch gerade in der, sehr schnellen Entwicklungen unterworfen, Sparte der Hardware für Videospiele, hat der Zahn der Zeit an der Konsole genagt. Und gerade die Bürde der Kompatibilität zum Großvater der Game Boys, hat sich nun als nicht mehr zeitgemäß und vorteilhaft erwiesen. Doch Nintendo hat sich letztendlich als sehr konsequent erwiesen: Sie haben dem Game Boy Advance einen Z80 kompatiblen Prozessor zusätzlich spendiert: Den Sharp SM83, welcher wahlweise mit 8,4 oder 4,2 MHz gelaufen ist – wie im originalen Game Boy bzw. Game Boy Color. So war die vollkommene Abwärtskompatibilität gewährleistet und dennoch hat man sich nicht den Möglichkeiten verwehrt, endlich auf eine neue Architektur setzen zu können. Es gibt sich daher das Kuriosum, dass der Game Boy Advance alle Spiele der vorgegangenen Game Boy Generationen abspielen hat können. Und trotzdem hat man mit der modernen ARM7 32-Bit CPU, welche mit 16,78 MHz Taktfrequenz gelaufen ist, neue Spielewelten erschließen können.
Um Save Games aufnehmen zu können, hat ein Game Pak des Advance folgende Methoden benutzen können:

  • SRAM – Batterie gepuffert mit maximal 64 KB (auch wenn kommerzielle Spiele nie 32 KB überschritten haben). Zugriff erfolgt über die Memory Map des Game Boy.
  • Flash ROM – teilt sich die technischen Gegebenheiten des SRAM; Allerdings braucht es naturgemäß zum Datenerhalt keine Batterie und sie können bis zu 128 KB groß sein.
  • EEPROM – Brauchen eine serielle Verbindung können theoretisch eine beliebige Größe annehmen. Realistisch sind Größen bis 8 KB verbaut worden.

So hat das OS entschieden, je nach Modul, ob der Hauptprozessor verwendet worden ist, oder im Falle eines Game Boy bzw. Game Boy Color Spieles, der Coprozessor in einem der beiden Modis. Mit dieser zusätzlichen Hardware, also einem vollständig kompatiblen Coprozessor zu einer anderen Architektur, hat man den Kunstgriff bewerkstelligt. Nicht wirklich neu, denn bereits Commodore hat 1986 dem Amiga ein „Sidecar“ spendiert, welches mit einem XT die Brücke zwischen RISC und x86 PC geschlagen hat.

2003 - Der Game Boy Advance bekommt ein würdiges Facelift: Game Boy Advance SP

CPU: ARM7TDMI 32-Bit @ 16,8 MHz / Coprozessor Sharp SM83 mit 8,388 oder 4,194 MHz (Z80 & 8080 basierend)
RAM: 32 KB (internal zur CPU) und 256 KB DRAM (extern zur CPU)
Farben: 512 Farben aus 5-Bit pro RGB Kanal (15-Bit High Color Palette)
Auflösung: 240 x 160 / 0,0384 MP @ 60 Hz
Video RAM: 96 KB
Audio: Dual 8-Bit DAC für Stereo Sound; samt allen Legacy Kanälen des Game Boys. Software Mixer in der CPU
Abmessungen: 82 x 145 x 24 mm (H x B x D)
   
Medium: Game Boy Advance Game Pak mit maximal 32 MB / Game Boy Game Pak mit maximal 1 MB
   
Verkaufte Einheiten: 43,57 Millionen Stück

Der Game Boy Advance hat ursprünglich einen Nachteil der Game Boy Serie wieder hervorgebracht, der zwischenzeitlich mit dem Game Boy „Light“ eigentlich kuriert erschienen ist: Die fehlende Beleuchtung des Displays! Doch diesen scheinbaren Nachteil zum Trotz, die Vorgänger haben sich dennoch mehr als ausgezeichnet verkauft, hat der SP dieses Problem nicht vollständig behoben: er hat lediglich eine Beleuchtung, welche von Vorne bläulich auf die Anzeige einwirkt. Dadurch wirkt seine Anzeige mit aktivierter Beleuchtung deutlich kontrastarm und eben leicht bläulich verfärbt. Keine Frage: ein Fortschritt gegenüber dem ursprünglichen Modell, aber es reicht noch nicht an die Qualität heran, die man 2003 durchaus bereits von farbigen TFTs aus dem Notebook Sektor kennt. Man dafür allerdings mit zwischen 5 und 8 Stunden Spielespaß belohnt. Je nach Intensität der Beleuchtungsstufe. So sind es ca. 5 Stunden, wenn die Beleuchtung entsprechend auf „Top Level“ steht. Verglichen mit den 3 bis 5 Stunden eines Game Gears, 13 Jahre früher, vielleicht kein riesiger Schritt. Aber nur auf den ersten Blick: Denn schließlich lädt man den Game Boy einfach wieder auf, während der originale Game Gear dann 6 AA Batterien gefressen hatte.

2005 - Das letzte Kapitel der Game Boy Sucess Story: Der Game Boy micro

CPU: ARM7TDMI 32-Bit @ 16,8 MHz
RAM: 32 KB (internal zur CPU) und 256 KB DRAM (extern zur CPU)
Farben: 512 Farben aus 5-Bit pro RGB Kanal (15-Bit High Color Palette)
Auflösung: 240 x 160 / 0,0384 MP @ 60 Hz
Video RAM: 96 KB
Audio: Dual 8-Bit DAC für Stereo Sound; samt allen Legacy Kanälen des Game Boys. Software Mixer in der CPU
Abmessungen: 50 x 101 x 17,2 mm (H x B x D)
   
Medium: Game Boy Advance Game Pak mit maximal 32 MB
   
Verkaufte Einheiten: 2,42 Millionen Stück

Ein Jahr vor dem Release des Game Boy micro ist bereits der Nintendo DS erschienen. Er hat das letzte Kapitel in der Geschichte des Game Boy geschrieben. Wahrscheinlich die erfolgreichste, mobile Konsolen Serie: Rund 246,2 Game Boys sind seit 1989 weltweit über den Ladentisch gegangen. Und auch wenn der letzte Game Boy nur mehr rund 2,42 Millionen Stück verkauft werden sollte und erstmalig nur zum direkten Vorgänger – auf dessen kompletter Architektur er vollständig basierte – kompatibel gewesen ist, so ist es dennoch kein wirklicher Flop gewesen. Obwohl er in den „worst selling console Rankings“ einen Eingang gefunden hat. Es sind knapp mehr Stück über den Ladentisch gewandert, als 18 Jahre vorher beim Konkurrenten Atari Lynx. Sehr handlich, eine zum Game Boy Advance SP deutlich verbesserte (in mehreren Stufen dimmbare) Bildschirm Hintergrund Beleuchtung und wie beim direkten Vorgänger SP eine wiederaufladbare, fix verbaute Lithium-Ionen-Batterie. So ändert sich weder die Bildschirmauflösung, noch die Spiele Bibliothek. Dennoch ist dieser Handheld eigentlich ein würdiger Abschluss gewesen. Die logische Konsequenz aus beinahe 2 Dekaden Game Boy Erfahrungen.

Die letzten Atemzüge – oder doch ein Erfolg?

Nein, man kann nicht wirklich behaupten, dass man dem Game Boy Advance anmerken würde, dass er das Ende eines 14-jährigen Erbes markiert hat. Alleine von ihm sind rund 81,51 Millionen Stück verkauft worden. Damit hat er die Erfolgsgeschichte des Game Boy durchaus ein rühmliches Ende gesetzt. Und auch wenn bereits 2004 mit dem Nintendo DS die siebente Generation der Videospiele Konsolen bei Nintendo eingeläutet worden ist, so hat man dem Game Boy Advance ebenso eine spezielle Überarbeitung gegönnt, wie auch zuvor dem originalen Game Boy DMG mit dem „Pocket“ und „Light“. Der Game Boy Advance SP – SP steht hier für „Special“ – ist diese Überarbeitung 2003 gewesen. Aber mit dem DS hat Nintendo sich neue Wege erschlossen, anstatt sich dem Kampf um Auflösung, reine CPU Power und grafische Besonderheiten hinzugeben. Sie haben, ähnlich wie rund 20 Jahre früher bei der Game & Watch Serie der „Vertical Multi Screen“ Spiele auf ein Konzept gesetzt, welches zwei Bildschirme in einer Clamshell Hülle präsentiert hat. Der Game Boy ist damit als Marke langsam aber sicher Geschichte gewesen. Auf Basis der Advance Hardware, allerdings ohne dem Z80 kompatiblen Coprozessor des selbigen, ist 2005 noch der Game Boy „micro“ erschienen. Der micro sollte Nintendos Konsolen Angebot nach unten abrunden, ist extrem kompakt gewesen (100 mm x 50 mm x 18 mm) und aufgrund der Hardware Einsparung nur mehr für das Spiele Angebot des Game Boy Advance gedacht. Vorgestellt ist er worden als, die mobile Konsole für den Marken Affinen Spieler. Darüber lässt sich streiten. Sicher kein besonders glamouröser Abschied. Aber auch kein absolut unwürdiger, gar keine Frage. Nintendos DS Serie hat sich begonnen bereits sehr erfolgreich zu verkaufen und so ist dem micro kein sehr großer wirtschaftlicher Erfolg vergönnt gewesen. Zumal die DS Konsolen ebenfalls teilweise Game Boy Advance Spiele verwenden haben können. 2007 endete also mit Ende des offiziellen Verkaufs des Game Boy micro die Geschichte des Game Boys nach rund 18 Jahren, als beliebte mobile Spiele Konsole. Nintendo hat sich in der Zwischenzeit mit einer veränderten Situation auf dem Markt auseinandersetzen müssen. Und so hat man die Nintendo DS Serie als Nachfolge Marke positioniert. Sie hat Nintendo in eine neue Gaming Ära geführt und den Konzern ein weiteres Kapitel der Videospiel Geschichte gesichert, nachdem sie bereits rund 30 Jahre überaus erfolgreich geprägt haben.

Und heute?

Doch was ist der Game Boy heute? Unter Sammlern erreichen gut erhaltene DMG Game Boys mit Verpackung durchaus schöne Beträge um 600 €. Das Angebot an zusätzlicher Hardware um Reparaturen durchzuführen, oder das Display umzurüsten, ist überschaubar, aber nicht ausgedünnt. In der Retro Spiele Szene erfreut sich der Game Boy einer stetigen Beliebtheit. Schöne Game Boy Advance bekommt man bereits für rund 200 € und wenn man ein geübter Bastler ist, dann muss man sich nicht mit den Nachteilen des ursprünglichen Screens herumschlagen. Doch auch die Retro Szene boomt: Durch Retro-Arch ist die Bedienung eines Game Boy Advance Emulators eine sehr einfache Sache. Und mit mGBA steht auch ein wirklich durchaus leistungsfähiger und stabiler Core zur Verfügung (auf PC und Linux). Natürlich ist Nintendo kein besonders großer Fan davon, wenn sich ihre IPs außerhalb ihrer Kontrolle befinden – wer wäre das schon? – doch so bleiben diese Klassiker der Spiele Perlen vielleicht länger der Community erhalten. ROM Abbilder auf Emulatoren, welche wiederum auf moderner Hardware laufen. Beispiele dafür sind u.a. die Anbernic Konsolen, die auch noch mit dem RG353V einen an das DMG Original angelehntes Modell im Angebot haben. Doch auch nicht zuletzt durch die Bemühungen mit Reparatur Guides und Austauschteile, wird die ursprüngliche Hardware mit Geschick am Leben erhalten.

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